Kolumbarium - Allerheiligenkirche
Erfurt, Deutschland
Sensible Gestaltung
Bedruckte Gläser verleihen nicht nur Fassaden eine besondere Charakteristik, sie lassen sich ebenso bei der Innenraumgestaltung wirkungsvoll einsetzen. Wie vielseitig die Anwendungsmöglichkeiten sind, zeigt sich am Beispiel der Erfurter Allerheiligenkirche. Bei der Neugestaltung des Kirchenraums war besonders hohe Sensibilität gefragt.
Zusammen mit einem Kloster und einem Armenhospital wurde die Erfurter Allerheiligenkirche im 12. Jahrhundert als rechteckige, einschiffige Kirche mit einem nach Süden herausgerückten Westturm errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Teile der Kirche zerstört, wieder neu auf- und angebaut. Bei der jüngsten, im Herbst 2007 abgeschlossen Sanierung wurde besonders großer Wert auf die Neugestaltung des Kirchenraums gelegt: Das Nordschiff der Kirche beherbergt seitdem ein Kolumbarium, die Gottesdienste werden weiterhin im Südschiff gefeiert. Für das Kolumbarium wurde ein Ideenwettbewerb ausgelobt, denn die Urnenbegräbnisstätte sollte nicht wie üblich in einer separaten Halle, einem Gewölbe oder einem Extrabau untergebracht werden, sondern in den Kirchenraum integriert werden. Neben dieser räumlichen Besonderheit handelt es sich vermutlich um das erste Kolumbarium in einer katholischen Kirche, in der Christen und Nichtchristen gemeinsam bestattet werden können. Die Erfurter Künstlerin Evelyn Körber konnte die Jury mit ihrem Entwurf überzeugen. Sie gestaltete 15 Stelen, in welchen die Urnen mit der Asche Verstorbener aufbewahrt werden.
Anliegen der Architekten Spangenberg + Braun war es, eine Abgrenzung der unterschiedlichen Nutzungsbereiche im Kirchenraum zu schaffen. Der Blick auf das kunstvoll gestaltete Kolumbarium sollte jedoch weiterhin möglich sein. So entschieden sie sich für eine Glastrennwand zwischen Nord- und Südschiff und gestalteten diese mit Schriftzügen aus der Bibel. Die Bedruckung der Gläser erfolgte mit dem digitalen Druckverfahren OKACOLOR von OKALUX. Diese dezente Gestaltung der Gläser erzeugt einerseits eine räumliche Trennung, verdeutlicht jedoch andererseits auf einfühlsame Weise, in welch engem Bezug die unterschiedlichen Bereiche zueinander stehen.